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Du 922 | August 2023

Cindy Sherman

Verwandlungskünstlerin

 
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ISBN:
978-3-907315-21-7
Preis:
CHF 20.- / EUR 15.-
Status:
an Lager


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Alessandra Nappo
Verschleierte Identitäten
Cindy Sherman hat zur Modewelt ein ambivalentes Verhältnis. Sie kann deren Schönheits- und Jugendwahn nicht ausstehen, mag aber die aufwendigen Kreationen der Modehäuser. Seit den 1980er-Jahren arbeitet sie immer wieder mit Designern und Magazinen zusammen, produziert Kampagnen und Bildstrecken für sie. Und unterläuft dabei ihre Konventionen und Regeln.

Cindy Sherman
Brigitte Bardot, Sophia Loren und City Girl
Die Untitled Film Stills gehören zu Cindy Shermans frühesten Arbeiten. In ihnen stellt die Künstlerin stereotype Film­figuren nach, etwa das unschuldige Mädchen vom Land oder die Verführerin. Sie erklärt, wie sich ihr Zugang zu dieser Serie – die prägend für ihr späteres Schaffen wurde – entwickelte und wie sie an ihr arbeitete.

Laura Allsop
Verletzlich und entblösst
In der Serie Society Portraits zeigt Cindy Sherman Frauen der Hautevolee in royalem Ambiente. Warum diese Frauen trotz ihrem Reichtum und ihren Privilegien eine tiefe Traurigkeit ausstrahlen, erklärte die Künstlerin in einem Gespräch, das kurz nach der Veröffentlichung der Serie 2009 geführt wurde.

Cindy Sherman im Gespräch mit Liam Freeman
«Es gab eine Zeit, in der ich mich jeden Abend ins Bett legte und auf Instagram surfte»
Seit ein paar Jahren macht Cindy Sherman Bilder, die sie auf Instagram postet, zu Wandteppichen. Es sind die ersten nicht fotografischen Werke ihrer Karriere. Die Teppiche werden in Belgien hergestellt. Sie sind eine Hommage an die jahrhundertealte Webereitradition des Landes. Sherman schlüpft für jede Arbeit in eine andere Rolle.

Cindy Sherman im Gespräch mit Freunden und Kollegen
«Oder ich bin eben einfach sehr, sehr klug»
Ende der 2000er-Jahre, die ein besonders erfolgreiches Jahrzehnt für Cindy Sherman waren, bat das Magazin Interview Freunde, Wegbegleiter und Kollegen aus der Kunstwelt, ihr Fragen zu stellen. Manche sind sehr persönlich, andere kunsttheoretisch. Die Künstlerin wich keiner aus

  Du 922 | August 2023 | Cindy Sherman – Verwandlungskünstlerin

Cindy Sherman

Verwandlungskünstlerin

Schockieren, um Erwartungen zu unterlaufen

Von Oliver Prange

Cindy Sherman gehört seit Jahrzehnten zu den wichtigsten amerikanischen Künstlerinnen. Sie inszeniert sich in ihren Fotos ausschliesslich selbst. Sherman verkleidet, maskiert und schminkt sich, schlüpft in verschiedene Rollen, nimmt unterschiedliche Identitäten an. Es geht ihr darum, Stereotypen aufzuzeigen und sie zu hinterfragen. 
Zu ihren wichtigsten Serien zählt Untitled Film Stills (1977–1980), hier inszeniert sich Sherman selbst als Modell in fiktiven Filmszenen. Wir zeigen einige Arbeiten daraus. Des Weiteren hat sich Sherman über ihre ganze Karriere hinweg mit der Modeindustrie beschäftigt, mit deren Abgründen und dem stereotypen Bild von Weiblichkeit, aber auch mit der hohen Kunst der High Fashion. Auch diese Seite ihres Werkes findet Platz im Du, so wie Shermans History Portraits (1988–1990), in denen sie sich als historische Figuren im Stil der alten Meister darstellt, oder ihre neueste Arbeit New Faces aus dem Jahr 2023. In ihr setzt sie mit digitaler Collagetechnik Gesichter neu zusammen. Der Prozess der Konstruktion, Dekonstruktion und abschliessenden Rekonstruktion schafft neue Dimensionen des menschlichen Gesichtsausdrucks und lässt besonders gut erkennen, wie Cindy Sherman ihren Kunstansatz über vierzig Jahre immer ­wieder weiterentwickelt und neu denkt. Sie hält uns dadurch den Spiegel vor. Welche Gesten, Kleidungsstile, Gesichtsausdrücke entstammen uns selbst, welche sind abgeschaut und von der Popkultur geprägt? Die Grenzen sind fliessend. Als Betrachter von Shermans Kunst findet man sich selbst immer mal wieder in den verschiedenen Identitäten, die sie annimmt. Das kann schockieren, aber die Inszenierungen haben immer mehr als eine Ebene, sind vieldeutig und beeindrucken gerade deswegen. 
Live sind Shermans Werke bis zum 10. September 2023 in der Staatsgalerie Stuttgart in der Ausstellung Cindy Sherman – Anti-­Fashion zu sehen, vom 7. Oktober 2023 bis zum 28. Januar 2024 in den Deich­torhallen Hamburg und vom 27. September 2024 bis zum 2. Februar 2025 im Fomu – Fotomuseum Antwerpen. In Zürich zeigt die Galerie Hauser & Wirth noch bis am 16. September Shermans Arbeit New Faces. Wir danken der Kuratorin Alessandra Nappo von der Staatsgalerie Stuttgart, Hauser & Wirth und dem Büro Cindy Sherman für die Hilfe. Ohne sie wäre diese Ausgabe nicht möglich gewesen.
Die Idee zu dieser Du-Ausgabe hatte unsere Fotodirektorin Ute Noll. Damit hat sie ihre Vorstellung einer Cindy-Sherman-Ausgabe umgesetzt und trug die Verantwortung für die Heftkomposition. Wir bedanken uns.