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Du 906 | Mai/Juni 2021

Mario Botta und die Architektur des Sakralen

 
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ISBN:
978-3-907315-05-7
Preis:
CHF 20.- / EUR 15.-
Status:
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Mario Botta im Gespräch mit Fulvio Irace
«Die Avantgarden sind die Komplizen des schnellen Konsums und des Konsumrausches»
Was muss Architektur heute leisten, und welche Rolle sollte sie spielen? Mario Botta über kurzfristiges Denken, standardisierte Schönheit, fehlendes Traditionsbe­wusstsein und die Folgen für die Architektur der Gegenwart.

Alberto Nessi
Der Bleistift hält den Blick fest
Der Schriftsteller Alberto Nessi erinnert sich an die gemeinsame Jugend und die Freundschaft mit Mario Botta. Und erzählt, welchen Einfluss dessen Kindheit auf seine Kunst hatte.

Rudolf Arnheim
Gegen das Offensichtliche
Architekten greifen oft auf lieb gewonnene, aber langweilige Standardlösungen zurück. Auf den ersten Blick erkennt der Betrachter die Funktion des Gebäudes. Dass es auch anders geht, zeigt Bottas Kirche in Mogno.

Giovanni Pozzi
Unvollkommenes zu Vollkommenem
Nach der Zerstörung der alten Kirche durch eine Lawine entwarf Mario Botta ein neues Gotteshaus für den Tessiner Ort Mogno. Gleicht es einer Ruine? Nachdem der Essayist und Experte für barocke Mystik Giovanni Pozzi Bottas Skizzen gesehen hatte, schrieb er folgende Gedanken zu Symbolik und Geometrie der Chiesa di San Giovanni Battista auf.

Gillo Dorfles 
Gegengewicht zum Hedonismus
Es ist nicht leicht, eine eigenständige, moderne Architektur von Sakralbauten zu entwickeln, die den mystischen Geist alter Kirchen verströmt. Mario Bottas Kapelle Santa Maria degli Angeli am Monte Tamaro ist ein Beispiel, wie das gelingen kann.

Christian Norberg-Schulz 
Zwischen oben und unten, zwischen Himmel und Erde
Kirchen sind Orte, in denen das göttliche Licht das Dunkel des Irdischen erhellt und ihm Form gibt. So wurden und werden sie konstruiert. Mario Botta hat das genau verstanden.
 
Werner Oechslin
Jenseits aller Moden
Mario Bottas Bauten richten sich nach den Erfahrungen, die man in und mit ihnen sucht. Dadurch entsteht eine dynamische Architektur, formal entschieden und doch einfühlsam.

Mario Botta
Der Stille eine Form geben
Trennungen, Übergänge, Durchlässigkeit, Licht und Schatten. 2019 formulierte Mario Botta seine Grundlagen der Architektur.

Roman Hollenstein
Solitär im magischen Licht
Mario Botta entwarf in Tel Aviv mit der Cymbalista-Synagoge eine Burg des Glaubens. Der Bau besitzt zahlreiche historische Bezüge und ist so etwas wie die Quintessenz von Bottas Sakralarchitektur.

Biografie und Publikationen

  Du 906 | Mai 2021 | Mario Botta und die Architektur des Sakralen

Mario Botta und die Architektur des Sakralen

Sakrale Architektur von Mario Botta

Sakralarchitektur gilt auch heute noch als Königsdisziplin. Denn in ihr klingen im Idealfall Raum, Licht und Atmosphäre geheimnisvoll zusammen und erzeugen einen Zugang zur Transzendenz. Diese Kunst beherrscht kein Architekt besser als Mario Botta. «Weiss er doch seinen geometrischen Formenschatz und eine durch überraschende Fassadenöffnungen bewirkte Lichtführung gezielt einzusetzen, um bald stimmungsvoll-intime, bald monumentale Sakralräume zu schaffen», schreibt der renommierte Architekturjournalist Roman Hollenstein. Bis heute hat der Tessiner Architekt über zwanzig religiöse Bauten erstellt; einige weitere sind im Bau. Angefangen bei den zwei Heiligtümern in der Tessiner Bergwelt (Kirche San Giovanni Battista in Mogno und Kapelle Santa Maria degli Angeli auf dem Monte Tamaro) und in Österreich (Granatkapelle Penkenjoch im Zillertal) über die Kathedrale von Évry und acht Kirchen sowie zwei Grabkapellen in Italien bis hin zur Cymbalista-Synagoge in Tel Aviv und zur riesigen, 2011 entworfenen Basilika in Namyang bei Seoul, die kurz vor Bau­abschluss steht. Bei diesen virtuosen Variationen eines grossen Themas spielen nicht nur Formen und Materialien – Stein, Ziegel, Holz, Metall – eine Rolle, sondern auch die Grundrisse. So findet man das Quadrat in Seriate, die Quadratur des Kreises in Pordenone, Rundbauten in Évry, Turin oder Mogno, eine eigenwillige zweischiffige Kirche in Terranuova Bracciolini und einen dreischiffigen Kubus in Sambuceto. Mario Botta ist überzeugt: «Architektur trägt die Idee des Sakra­len in sich. Jegliche Ausdrucksform bedingt die Verwandlung eines Natur- in einen Kulturzustand. Dies erfolgt durch die geistige und praktische Tätigkeit des Menschen.» Das vorliegende Du soll dieses zentrale Thema in Bottas Schaffen erstmals für die deutschsprachige Leserschaft kontextualisieren und vertiefen. Das Heft soll es erlauben, das Schaffen des in der Deutschschweiz gern unterschätzten Baukünstlers mit neuen Augen zu sehen.

Von Oliver Prange