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Du 878 | September 2017

Tanz – ein Lebensgefühl

 
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ISBN:
978-3-905931-76-1
Preis:
CHF 20.- / EUR 15.-
Status:
an Lager


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Alexandra Bachzetsis im Gespräch mit Siobhan Burke
Von der Gewalt, die wir in uns tragen
Die Performerin und Künstlerin Alexandra Bachzetsis sin­niert über die Gedanken, sich zu Tode zu tanzen und was wäre, wenn der Körper verschwinden würde.

Anna Huber im Gespräch mit Maya Künzler
Der Körper als Instrument, in Auflösung begriffen
Sie untersucht mit ihren Arbeiten die Räume zwischen Tragik und Komik, Musik und Tanz. So erzeugt Anna Huber zerbrechliche, eigenwillige, herausragende Stücke. Ein Gespräch über Humor und radikale Perfektion.

Tänzerporträt
Philippe Saire

Benoît Favre im Gespräch mit Benedikt Sarreiter
«Ich möchte den Leuten nichts vorschreiben!»
Benoît Favre ist eine der Nachwuchshoffnungen des Schweizer Balletts. Als Tänzer und Choreograf. Hier erzählt er über erste grosse Auftritte und seinen Choreografiestil. 

Tänzerporträts
Martin Zimmermann, Gilles Jobin

Eva-Maria Reuther
Innen/aussen
Urs Dietrich erforscht in seinen Stücken die Zonen des Bewusstseins und wie der Körper sie sichtbar macht. Besonders sein Stück Thalamus steht für diesen Ansatz. 

Porträt
Andreas Zihler – Tanzfotografie

Jean-Pierre Pastori
Quelle und Rückzugsort
Im Laufe des 20. Jahrhunderts wirkten viele grosse Tänzer und Choreografen in der Schweiz. Andere brachen von dort auf, die Welt zu erobern. 

Claudia Jeschke und Gabi Vettermann
Das tanzende Ich
Von Russland aus veränderte sich der Tanz im 20. Jahrhundert vom strengen Regeln folgenden Ballett zu sehr freien Kunstformen. Er wird eigenwilliger und ist geprägt von Choreografen wie George Balanchine, Merce Cunningham oder später Meg Stuart. 

Ursula Pellaton, Bilder von Gert Weigelt
Auf den Punkt
Martin Schläpfer war schon als Tänzer mit ausserordentlichem Talent gesegnet, als Choreograf aber veränderte er sein Fach für immer. Er ist der Meister der Verdichtung.

John O’Mahony
Die alte Ordnung zerpflücken
Pina Bausch veränderte das Tanztheater des 20. Jahrhunderts wie niemand sonst. Die Tänzerin und Choreografin wurde verachtet, gefeiert und kam zu Weltruhm. 

John Neumeier
Mit der Euphorie eines Popkonzerts
Maurice Béjart entwarf rauschhafte, unverwechselbare Ballettchoreografien. Sein Kollege und Freund John Neumeier ver­abschiedete sich von ihm mit diesem Nachruf.

Ursula Pellaton
An der Tradition reiben
Die Flamencos en route heben seit dreissig Jahren spanische Volkstänze auf eine neue Ebene. Es entstehen komplexe, dichte, energiegeladene Stücke. 

Kin Woo
Auf allen Hochzeiten
Er war Solotänzer bei William Forsythe und übertrug seinen Sinn für Bewegung auf Mode, Theater und Musik. Heute berät Stephen Galloway Mick Jagger und viele Topmodels. Er weiss, welche Geste zu welchem Körper passt. 

Lilo Weber
Zwischen Experiment und grosser Kunst
Das Ballett Zürich hat eine wechselvolle Geschichte, die vieles vereint: herausragende Choreografen, sich selbst verbrennende Genies und scheiternde Talente. 

Hedy Graber, Isabella Spirig und Christoph Haering im Gespräch mit Oliver Prange
«Steps sieht sich als Brückenbauer»
Seit 1988 lädt Steps, das internationale Festival für zeitgenössischen Tanz, Tanzkompanien aus der ganzen Welt in die Schweiz ein. Ein Gespräch über die Besonderheiten des Festivals und wie es sich in den letzten dreissig Jahren verändert hat. 

Zahlen und Informationen zum Tanz in der Schweiz

Ausstellung des Fotopreises Prix Pictet in Zürich

  Du 878 | September 2017 | Tanz – ein Lebensgefühl

Tanz – ein Lebensgefühl

Von Oliver Prange

Die Frage, ob Tanz eine Kunst sei, ist nicht neu, sondern gehört seit ewigen Zeiten zum Denken und Reden über Tanz. Tatsache ist jedoch, dass der Tanz nicht dieselbe Wertschätzung erfährt wie die Musik, als Kunstform wird diese mehr geachtet. Nur wenige Tanztruppen werden von öffentlichen Mitteln gefördert, die meisten gehören zu einem Opernbetrieb. Dabei gehört der Tanz wie die Musik zum Urbestand der menschlichen Ausdrucksformen. Die europäische Kultur ist von ihm durchdrungen. Alle Menschen tanzen: am Familien-, Vereins- oder Volksfest, an Bällen und an der Street Parade. Im Mittelalter war der Tanz noch eine Nebenerscheinung, in der Renaissance wurde er zu einem wichtigen Teil der Kultur, im Barock entstand der Kunsttanz. In der Schweiz gibt es heute 600 Tänzerinnen und Tänzer, 180 an institutionellen Theatern, 420 in der freien Szene. Dabei unterscheiden sich die Strukturen der deutschen und der welschen Schweiz markant. Die deutsche Schweiz hat ähnliche Strukturen wie Deutschland mit Opern-, Schauspiel- und Tanzensembles, während sich die Romandie mehr an Frankreich orientiert mit einer starken freien Szene. Bis 2009 konnten Schweizer Tänzer nur im Ausland eine an­erkannte Ausbildung absolvieren, heute gibt es mehrere Möglich­keiten, seit 2014 kann man in Zürich und in Lausanne auch einen Bachelor Contemporary Dance erwerben. Von 2002 bis 2011 verlieh die aus dem Annette Ringier Fonds gespeiste Stiftung Corymbo einen jährlichen Schweizer Tanz- und Choreografiepreis, der seit 2013 vom Bund weitergeführt wird. «Ich war früher selbst begeisterte Amateurtänzerin und wollte etwas für die freie Tanzszene unternehmen», sagt Annette Ringier. Wir stellen in dieser Du-Ausgabe einige bekannte Tänzerinnen und Tänzer vor, die sich auch über die Landesgrenzen hinaus einen Namen gemacht haben. Etwa Anna Huber, die mit ihrem grazilen, überaus biegsamen Körper von Anfang an Aufsehen erregte. Mit den Möglichkeiten der Tanzkunst erkundet sie neue Raum- und Körperterrains. Oder die Choreografin Alexandra Bachzetsis, die in diesem Jahr im New Yorker MoMA mit der Performance Massacre: Variations on a Theme auf sich aufmerksam gemacht hat. Für Philippe Saire aus Lausanne ist Tanz immer auch Revolte. Er möchte die Wahr­nehmung des Publikums herausfordern, möchte mit den üblichen Darstellungsformen brechen. Und Martin Schläpfer wurde mit dem Ballettmainz ein Meister in Verdichtung, Prägnanz und Komplexität. Unvergessen bleibt Pina Bausch, die wie niemand sonst das Tanztheater des 20. Jahrhunderts veränderte. Die Tänzerin und Choreografin wurde verachtet, gefeiert und kam zu Weltruhm. Unvergessen auch bleibt Maurice Béjart, der von Lausanne aus mit seinen rauschhaften, unverwechselbaren Ballettchoreografien begeisterte. Und wir werfen einen Blick auf das Ballett Zürich und dessen wechselvolle Geschichte, die von herausragenden Choreografen, sich selbst verbrennenden Genies und grossen, aber auch scheiternden Talenten geprägt war.