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Du 846 | Mai 2014

Das Engadin als Inspiration

 
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ISBN:
978-3-905931-42-6
Preis:
CHF 20.- / EUR 15.-
Status:
nicht verfügbar


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Thomas Hettche
In der Eiseskälte eines kostbaren Moments
Das Hotel Waldhaus in Sils ist so einzigartig wie die Landschaft des Engadins. Der deutsche Schriftsteller Thomas Hettche erzählt Geschichten und Anekdoten aus der grossen Geschichte eines Hotels, das die Schweizer Kulturlandschaft geprägt hat.

Köbi Gantenbein
Durchs fröhliche Babylon
Spinas, Piz Padella, Muottas Muragl, Muntarütsch und Plazeet – fünf Ortsbesuche unterwegs im fröhlichen Babylon der zeitgenössischen Architektur im Engadin.

Cordula Seger
Den Inn entlang 
Das Porträt von fünf Menschen und ihrer Leidenschaft für die Räume, in denen sie leben.

Ewa Hess
Ein Gesamtkunstwerk sprüht Funken
Ruedi Bechtler, der Besitzer des legendären Castells, erzählt Geschichten von fliegenden Sesseln und Steinzitronen im Bach und von anderen Verrücktheiten, wie sie nur in einem Hotel wie dem Castell passieren können. 

Stefan Ruiz (Fotograf)
Not Vital – der Kosmopolit aus dem Engadin 
Die archaischen Traditionen und die naturnahe Lebenswelt seiner Herkunft prägen die Kunst des Unterengadiner Bilderraumwelt-Erfinders Not Vital. 

Elsbeth Bisig und Ruedi Tschudi im Gespräch mit Oliver Prange
«Es ist schön, zu sehen, wenn sich die Künstler von den Räumen unserer Galerie inspirieren lassen» Vor zwölf Jahren haben Elsbeth Bisig und Ruedi Tschudi ihre Galerie in Zuoz eröffnet. Inzwischen ist sie zu einer prägenden Zentrifuge der Engadiner Kunstszene geworden.

Cristina Bechtler, Hans Ulrich Obrist und Beatrix Ruf im Gespräch
«Quelle der Inspiration – unheimlich und voller Mythen» 
Vor neun Jahren organisierte Cristina Bechtler im Engadin eine Podiumsdiskussion, die führende Künstler, Kuratoren, Kunsthistoriker und Architekten zusammenbrachte. Seitdem sind die Engadin Art Talks im Hotel Castell nicht mehr aus dem Engadin wegzudenken.

Hans Danuser im Gespräch mit Nina von Albertini
Der Julier – das Tor ins Engadin
Am Julierpass wurde bis 2012 ein vier Kilometer langer Strassenabschnitt neu gebaut mit der Idee, die landschaftlich prägenden Elemente zu erhalten – ein aussergewöhnliches Projekt, das paradigmatisch für das neue Selbstverständnis des Engadins steht.

Jacqueline Burckhardt
In der Bergwelt
Die Parkett-Chefin Jacqueline Burckhardt beschreibt das Julier-Projekt von Nina von Albertini und Hans Danuser.

David Marc Hoffmann
Nietzsches Land der Verheissung
Im Engadin fand die umtriebige und fragile Existenz des grossen Philosophen immer wieder Ruhe und Geborgenheit.

Florio Puenter (Fotograf)
Engadiner Landschaften ohne Spuren der Zivilisation

Chasper Pult
Heimisch oder fremd?
Gedanken zum Kulturaustausch im Engadin.

Rico Franc Valär
Weder Italiener noch Deutsche!
Die Geschichte der rätoromanischen Heimatbewegung liest sich so spannend und abwechslungsreich wie ein grosses Epos. 

Roger Meier
Ain’t No Mountain High Enough
Ein Versuch, den Engadiner Kultursommer auf ein paar Seiten Papier zu bannen.  
 

  Du 846 | Mai 2014 | Das Engadin als Inspiration

Das Engadin als Inspiration

Das Engadin hat etwas Magisches. Die Luft ist klarer, das Licht heller, und die Farben der Wiesen und Wälder sind intensiver. Der Inn entspringt beim Malojapass und fliesst via Donau ins Schwarze Meer. Der Silsersee strahlt Ruhe und Frieden aus. Der Bergblick stimmt milde. Die sinnliche Kraft des Engadins ist überwältigend. 
«Nun habe ich vom Engadin Besitz ergriffen und bin wie in meinem Element, ganz wundersam! Ich bin mit dieser Natur verwandt.» So schrieb der 34-jährige Friedrich Nietzsche seinem Freund Franz Overbeck in Basel im Juni 1879, als er zum ersten Mal in St. Moritz angekommen war. Bis zu seinem geistigen Zusammenbruch Anfang 1889 hat Nietzsche mit zwei Ausnahmen jeden Sommer im Oberengadin verbracht. Dieser Landschaft verdankte er sein Überleben sowie die Geburt des Zarathustras und des Gedankens der ewigen Wiederkunft. Hier fand er die Ruhe zum Konzipieren und Ausarbeiten seiner letzten Werke.
Das Engadin hat immer wieder Wissenschaftler, Philosophen, Maler, Schriftsteller und Filmemacher angezogen, wie Marcel Proust, Thomas Mann, Ernst Bloch, Albert Einstein, Claude Chabrol, ­Luchino Visconti. Auf dem Schafberg hauste am Ende des 19. Jahrhunderts der Künstler Giovanni Segantini und malte in den Sommermonaten seine Landschaftsbilder. Segantini war Lehrer und bester Freund von Giovanni Giacometti, dem Vater von Alberto, Diego und Bruno. 
Vom Zauber des Engadins zeugen auch die Grandhotels: Paläste in einem fantasievollen Verschnitt von Gotik-, Klassik- und Renaissance-Erinnerungen − das Waldhaus in Sils Maria, das Badrutt’s Palace, das Kulm und der Schweizerhof in St. Moritz, der Kronenhof und das Saratz in Pontresina, das Donatz in Samedan, die Chesa Salis in Bever, die Krone in La Punt und das Castell in Zuoz.
In den Neunzigerjahren übernahm Ruedi Bechtler das Hotel Castell und brachte Zuoz dadurch auf die Landkarte der Kunstwelt. 1996 fand das erste Art Weekend mit Roman Signer statt. Im selben Jahr entstand mit dem Felsenbad von Tadashi Kawamata die erste Installation. Der nächste Schritt war die Bar von Pipilotti Rist. 2002 kam die legendäre Glarner Galerie Tschudi mit ihrem erlesenen Programm nach Zuoz: Richard Long, Sol LeWitt, Niele Toroni, Balthasar Burkhard. Dann folgte die Galerie Monica De Cardenas, und später zogen von Bartha und Jablonka nach S-chanf, dem Nachbarort von Zuoz. Erst diesen Februar eröffnete die Pace Gallery in der Chesa Büsin mit ihren riesigen unterirdischen Räumen. 
Ruedi Tschudi ging in Zuoz ins Gymnasium, deshalb hatte er eine Verbindung zum Ort. Er liess die prächtige Chesa Madalena von dem Architekten Hans-Jörg Ruch umbauen. Künstler liessen sich von den Räumen der Galerie inspirieren. Alan Charlton, Niele Toroni, Callum Innes, Martina Klein und auch Dan Walsh schufen eigens Bilder für die Räume. Hamish Fulton und Richard Long machten einige Walks im Engadin. Dabei entstanden Arbeiten mit einem engen Bezug zur Region. 2003 hatte Cristina Bechtler die Idee, zusammen mit den Kuratoren Beatrix Ruf und Hans Ulrich Obrist die Engadin Art Talks zu gründen, Gespräche, die Neues und Netzwerke schaffen sollen. 
Kunst entsteht nicht selten direkt in der Landschaft, zum Beispiel am Julier. Am Julierpass, dem Tor ins Engadin, wurde bis 2012 ein vier Kilometer langes Strassenstück neu gebaut. Ungewöhnlich daran ist, dass man die landschaftlich prägenden Elemente erhalten konnte. Der Künstler Hans Danuser und die Wissenschaftlerin Nina von Albertini, die verantwortlich war, erörtern im Gespräch, wie man den Lebensraum und die Arten erhalten konnte.
Weiter hat Du auf seiner Reise durchs Engadin Menschen besucht, die die Region in kultureller Hinsicht prägen, Peter Robert Berry IV. in St. Moritz, Ramon Zangger in Samedan, Madlaina Lys und Flurin Bischoff in Lavin und Christof Rösch in Scuol. Autorin Cordula Seger schreibt: «Sie alle sitzen an der Quelle und geniessen das Privileg, dass Menschen aus aller Welt magisch angezogen sommers und winters flussaufwärts ziehen, um an ihrem Kraftort teilzuhaben.»