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Du 823 | Februar 2012

Das Museum im 21. Jahrhundert

Ikonen und ihre Schöpfung

 
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ISBN:
978-3-905931-15-0
Preis:
CHF 20.- / EUR 15.-
Status:
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Teil I

Michael Schindhelm
Ein neuer Blick auf die Gesellschaft
Überall in der Welt schiessen neue Museumsbauten aus dem Boden und strahlen vor allem durch ihre bauliche Ikonografie. Sie sind Ausdruck der kulturellen Veränderungen, die die Menschen durch die Globalisierung erfahren.

Hans Ulrich Obrist im Gespräch mit Oliver Prange
Labor und Zeitkapsel
Hans Ulrich Obrist, Kodirektor der Londoner Serpentine Gallery, über das Museum des 21. Jahrhunderts, das sowohl die Intimität der Kunstbetrachtung als auch das grosse Welttheater erlaubt.

Maja Hoffmann im Gespräch mit Oliver Prange
Eintrittskarte in eine Traumwelt
Maja Hoffmann, Mäzenin, in ihrem ersten grossen Medieninterview, über die Freude an geistig unabhängigen Menschen und über die Einsamkeit beim Stiften.

Daniele Muscionico
Hélène Binet – Konzertsäle des Lichts
Die Schweizer Fotografin Hélène Binet setzt Museen ins Bild, die Architekten von Weltruf bauen. Was Zaha Hadid, David Chipperfield oder Peter Zumthor mit gewichtiger Materie erreichen, schafft Binet mit purem Licht.

James Turrell im Gespräch mit Ewa Hess
42 Museen zwischen Hotel und Kirche
Der amerikanische Lichtmagier und Land-Art-Künstler James Turrell über Museen zwischen Hotel und Kirche, einbalsamierte Kunst und seine Installation im Inneren des Roden Crater.

Sacha Verna
Von Grösse und anderen Illusionen
Eine Begegnung mit dem gefeierten Bildhauer Anish Kapoor, dessen Werke seit drei Jahrzehnten die Grenzen der Museumswelt sprengen.

Max Hollein im Gespräch mit Oliver Prange
Auf den richtigen Augenblick warten
Im Frankfurter Städel eröffnet Max Hollein in diesen Wochen einen spektakulären unterirdischen Erweiterungsbau. Der frühere Guggenheim-Direktor erklärt, was nötig ist, um Grossprojekte zu verwirklichen.

Philip Jodidio
Zwischen Architektur und Natur
Pritzker-Preisträger Tadao Ando ist einer der berühmtesten zeitgenössischen Museumsarchitekten. Seine Interpretation der japanischen Kultur und Tradition und seine Vorliebe für Landschaftsgestaltung prägen seine Arbeit.

Detmar Westhoff
Das in der Natur innewohnende Göttliche
Auf einer Kunstreise durch das Land der aufgehenden Sonne stösst Du auf die Schönheit der Vereinigung von französischem Impressionismus und japanischer Architektur und Natur.

Thomas Krens im Gespräch mit Sacha Verna
China gibt die Richtung vor
Thomas Krens begründete die globale Expansionsstrategie der Guggenheim Foundation und versechsfachte in 20 Jahren deren Vermögen. Heute richtet er den Blick nach China, wo Hunderte neue Museen entstehen.

Hannes Grassegger
Museen für Sim City
China kann nicht ewig Fertigungsland bleiben, sondern muss zur Innovationsgesellschaft werden. Das Stichwort dazu lautet Kreativität. Allein Shanghai plant nun 150 Museen, um eine neue Creative Class zu züchten.

Teil II

Urs Stahels Sichtweisen
Paris Photo 2011 – Palm Springs 1960

Obrist Talk
Hans Ulrich Obrist im Gespräch mit Enzo Mari

Ausstellungstipps von Juri Steiner

Satire von Christian Saehrendt
Wie wird man ein Künstlerstar?

Stefan Zweifels Reflektorium
Himmlische Höllenfahrt mit Kurt Flasch und Dante

Jazz
Tilman Urbach über John McLaughlin

Medienpartnerschaft
Wie die Schweiz die Volksmusik neu entdeckte

Die Eroberung des Unnützen von Dieter Meier
Ramsch

  Du 823 | Februar 2012 | Das Museum im 21. Jahrhundert – Ikonen und ihre Schöpfung

Das Museum im 21. Jahrhundert

Ikonen und ihre Schöpfung

Ikonen und ihre Schöpfer
Von Oliver Prange

Aller Krise zum Trotz vergeht keine Woche, ohne dass die Weltpresse vom Bauvorhaben eines neuen Museums berichtet – vom kanadischen Winnipeg (Canadian Museum for Human Rights), dem kleinen chinesischen Datong (Contemporary Art Museum) über Katar (Nationalmuseum) bis Dhahran (King Abdulaziz Center for World Culture).
Hinter jedem neuen Museum stehen starke Persönlichkeiten, die den Wert eines solchen Objekts für die gesellschaftliche Entwicklung erkennen. Spätestens seit Frank O. Gehrys Guggenheim Museum in Bilbao wird das Museum als lokale Identitätsstifterin anerkannt. Man spricht sogar vom «Bilbao-Effekt», weil das Guggenheim die Erneuerung der spanischen Stadt auslöste.
Zu diesen weltweiten Ikonen zählen auch der Erweiterungsbau des Louvre in Paris und die Glaspyramide im Innenhof von I. M. Pei, die heutige Tate Modern an der Londoner Themse von Herzog & de Meuron, die Rekonstruktion des im Zweiten Weltkrieg zerstörten Neuen Museums in Berlin von David Chipperfield und das MAXXI in Rom von Zaha Hadid, das alle Vorstellungen über Formen und Funktion von Architektur auf den Kopf stellt.
Was sind die Gedanken und Absichten der Museumsmacher, die sich über viele Jahre hinweg einer solchen Aufgabe verschreiben? Du hat für diese Ausgabe in der ganzen Welt Persönlichkeiten besucht, die ihre Sicht der Dinge schildern. Die in London lebende Mäzenin Maja Hoffmann spricht in der Regel nicht mit den Medien. Für Du hat sie eine Ausnahme gemacht. Sehr offen erzählt sie von ihren Absichten und enttäuschten Hoffnungen. Seit Jahren versucht sie der in finanziellen Nöten steckenden französischen Stadt Arles durch einen Museumspark von Frank O. Gehry zu helfen, doch von den Behörden werden ihr laufend neue Steine in den Weg gelegt, sodass das Projekt letzten Sommer beinahe scheiterte. Sie spricht von der Einsamkeit des Stifters und von der Selbstlosigkeit, die schnell zu Dummheit werden kann. In New York sprach Du mit dem Museumsunternehmer Thomas Krens, der in seiner früheren Tätigkeit als Direktor der Guggenheim Foundation deren Vermögen innerhalb von 20 Jahren versechsfachte. Er war es letztlich, der den Gehry-Bau in Bilbao ermöglichte. Doch sein Weg blieb nicht von Misserfolgen verschont. Weitere Guggenheim-Projekte in Las Vegas, Guadalajara und Abu Dhabi scheiterten. Heute richtet er den Blick nach China, wo Hunderte neue Museen entstehen. China lässt sich Kulturinstitutionen von der Privatwirtschaft finanzieren. Darum flog Du mit Swatch-Group-Chef Nick Hayek nach Shanghai zur Eröffnung des Swatch Art Peace Hotel an der teuersten Strasse der Millionenmetropole. Dieses Projekt war Swatch in sechs Jahren geschätzte 50 Millionen Franken wert. Unten ist ein Shop, oben ein Hotel und Ateliers für Künstler. Was ist die Idee dahinter? China will nicht ewig Fertigungsland bleiben, sondern muss sich zu einer Innovationsgesellschaft wandeln. Das gelingt nur durch Kreativität. So soll in sogenannten Creative Parks eine neue «Creative Class» gezüchtet werden. Zurück in Frankfurt trafen wir Max Hollein, der viele Jahre Thomas Krens bei der Guggenheim Foundation begleitete und heute das Städel Museum führt, das diesen Februar einen spektakulären unterirdischen Erweiterungsbau eröffnet. Hollein hat in den USA gelernt, wie man Grossprojekte in die Realität umsetzt. Dabei unterscheidet sich die amerikanische Art der Projektführung erheblich von der westeuropäischen. Spielerisch halten die Amerikaner den Ball so lange in der Luft, bis sich ein «Window of Opportunity» ergibt – dann schlagen sie zu. Doch was sagen die Künstler zu der Entwicklung? Du sprach mit zwei weltberühmten Künstlern, die sich über die physischen Grenzen von Museumsbauten hinwegsetzen. Der indischstämmige Bildhauer Anish Kapoor erklärte uns in New York, wie er den Raum um den Betrachter zu manipulieren versucht. Für die Olympischen Sommerspiele in London 2012 baut er einen 115 Meter hohen Turm aus verschränkten Metallstreben, der als höchstes öffentliches Kunstwerk Englands in die Geschichte eingehen wird. In noch grösseren Dimensionen arbeitet der Amerikaner James Turrell, einer der wichtigsten Lichtkünstler unserer Zeit. Er berichtet, wie er es im erloschenen Vulkan Roden Crater in Arizona schaffte, das Künstliche, vom Menschen Geschaffene mit der natürlichen Umgebung zu verschmelzen. Wie das Museum der Zukunft aussehen soll, erklärt uns Hans Ulrich Obrist, Kodirektor der Serpentine Gallery in London. Er träumt von einem Supersting-Museum mit mindestens elf Dimen sionen unter anderem für Malerei, Videokunst, Traum-Departemente, Gärten, Media-Labs. In eigener Sache: Die Realisierung dieser Ausgabe hat uns grossen Spass gemacht. Wir freuen uns, liebe Leserin, lieber Leser, wenn der Funke bei der Lektüre auf Sie überspringt. Nach fast fünf Jahren als Verleger übernehme ich ab diesem Jahr auch die Chefredaktion. Ich bedanke mich sehr herzlich bei Stefan Kaiser, der die Zeitschrift drei Jahre lang prägte und nun eine andere berufliche Herausforderung angenommen hat. Im weiteren haben wir das Neujahr zum Anlass genommen, das Design zu erneuern.